Als ich vor 5 Jahren das erste Mal ein Tiny House gesehen habe, war es um mich geschehen! Ich konnte nicht mehr schlafen, habe wirres Zeug geredet und ständig vor mich hin gegrinst. Ich habe mich in Tiny Houses vernarrt weil sie viele meiner Überzeugungen sichtbar machen.
Wie will ich leben? Was ist mir wirklich wichtig? Was brauche ich für ein glückliches Leben? Wie will ich mit der Umwelt umgehen? Tiny Houses bieten individuelle Antworten auf viele Fragen unserer Zeit.
Ein Tiny House kann ein Leben in finanzieller, ökologischer und spiritueller Freiheit bedeuten. Ich möchte euch 10 Gründe nennen wie ich darauf komme und warum Tiny Houses mir und vielen anderen den Kopf verdreht haben.
- Kindheitstraum
Als Kind habe ich Peter Lustig und seinen Bauwagen geliebt. Schon immer war ich am liebsten draußen in der Natur, habe mich ordentlich dreckig gemacht und gerne mit Holz gearbeitet. Ein Tiny House zu bauen und darin zu leben ist ein Abenteuer, ein bisschen wie Baumhausbau und Zeltlager in der Kindheit. In einem Tiny House lebt man auch enger mit der Natur zusammen. Man bekommt genau mit was draußen passiert; hört das beruhigende Prasseln des Regens und spürt die wärmende Sonne. Durch eine Terrasse kann der kleine Wohnraum in die Natur hinein vergrößert werden.
- Autarkie
Unabhängig sein, wer will das nicht? Ich arbeite im Bereich Erneuerbare Energien und weiß, dass es nicht trivial, aber möglich ist ein Tiny House autark zu gestalten und damit unabhängig von öffentlichen Versorgungsnetzen zu machen. Die Stromversorgung kann über eine PV-Anlage in Kombination mit einer Batterie erreicht werden. Die Wärme kann beispielsweise von einem kleinen Holzofen kommen. Die einfachste Lösung zum Kochen und für warmes Wasser ist Gas. Eine Komposttoilette kommt ohne Wasser aus. Im Idealfall gibt es einen Wassertank und eine Reinigungsanlage um das Grauwasser aus Küche und Bad zu filtern.
- Nachhaltigkeit
Es ist eine einfache Rechnung. Für den Bau eines so kleinen Hauses werden vergleichsweise wenige Ressourcen benötigt, weniger Baumaterialien und weniger Energie. Weiterhin können umweltschonende Materialien wie Holz und natürliche Dämmstoffe wie Schafwolle leichter eingesetzt werden. Durch ein Tiny House auf einem Anhänger wird kein Boden versiegelt. Auch das Leben in einem Tiny House verursacht einen vergleichsweise kleinen ökologischen Fußabdruck. Es wird weniger Strom zum Beleuchten und weniger Wärme zum Heizen benötigt. Beides kann aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Ein begrenzter Wassertank und wenig Platz für Müll zwingen im Alltag ganz automatisch zu einem umweltschonenden Lebensstil.
- DIY
Immer mehr Leute wollen Dinge wieder selber machen. Nicht einfach konsumieren, sondern sich etwas erarbeiten und dadurch verstehen. Tausende im englischsprachigen Raum haben bewiesen, dass man ein Tiny House mit der richtigen Anleitung und ein wenig Hilfe, auch selber bauen kann. Ich sage nicht, dass das einfach ist, aber es ist möglich. Die Erfahrung, das eigene Zuhause schrittweise mit den eigenen Händen zu erschaffen ist ungemein genugtuend. Man ist auf diese Weise eng mit seinem Haus verbunden und sich dessen Wert absolut bewusst. Also auf - an herausfordernden Zielen wächst man 😉
- Kosten
Ich habe mir überlegt, wie ich es schaffe weniger arbeiten zu müssen und mehr Zeit für meine Lieben und meine Hobbys zu haben. Nun, indem ich meine Fixkosten reduziere! Für die meisten Menschen ist die monatliche Miete oder die Tilgung des Eigenheimkredits der größte regelmäßige Ausgabeposten. Wenn ich den deutlich reduziere, erlange ich größere finanzielle Freiheit und kann meine Zeit und mein Geld für Dinge nutzen die mir wichtiger sind, wie zum Beispiel meine Freunde oder das Reisen. Die Kosten für die Anschaffung und den Erhalt eines Tiny Houses sind vergleichsweise niedrig und man spart sich die mentale und finanzielle Belastung durch einen 30 Jahre langen Immobilienkredit.
- Mobilität
Lust auf einen Tapetenwechsel? Ich persönlich fühle mich in der Welt zuhause und auch in Europa gibt es so viele schöne Ecken, dass ich nicht immer am selben Ort leben möchte. Ein Tiny House auf einem Anhänger ist mobil und macht das sehr einfach möglich. Wenn man wo anders hinziehen möchte, nimmt man es einfach mit. Es müssen keine Kisten gepackt und keine Möbel geschleppt werden. Man sucht einen neuen Stellplatz und fühlt sich sofort wieder „wie zuhause“.
Foto: kevincyr.net
- Flexibilität
Das Leben und wir verändern und ständig. Das Tiny House kann je nach Lebenssituation unterschiedlich genutzt werden. Als Single oder Paar kann es zum Dauerwohnen oder als Zweitwohnung und von einer kleinen Familie zumindest noch als Ferienhaus benutzt werden. Steht es im Garten des Einfamilienhauses, kann es Jugend-, Arbeits-, Gästezimmer oder dem Rückzug dienen. Auch bietet es Möglichkeiten, wenn Angehörige auf Hilfe in der Nähe angewiesen sind oder als Zwischenlösung nach einer Trennung. In den USA leben immer mehr Studenten in Tiny Houses.
- Zeit
Ich hasse putzen und bin damit wahrscheinlich nicht alleine. In einem kleinen Haus muss man viel weniger wertvolle Zeit für ohnehin lästige Dinge wie Putzen und Instandhaltungsmaßnahmen aufbringen. Gabriella Morrison von tinyhousebuild.com hat mir mal gesagt, sie braucht 7 Minuten um ihr Tiny House zu putzen und hat damit immer Zeit für spontanen Besuch. Außerdem hätte ich Zeit endlich mal wieder bewusst Musik zu hören, ein dickes Buch zu lesen, lecker vietnamesisch zu Kochen ...
- Downsizen
Wie viele Paar Jeans habe ich und aus wie vielen Tassen kann ich gleichzeitig trinken? Das Leben in einem Tiny House zwingt Ballast abzuwerfen. Man reduziert seinen materiellen Besitz auf Dinge die man tatsächlich regelmäßig benutzt oder die einen großen persönlichen Wert haben. Mehr hat im Tiny House keinen Platz! Ein Tiny House setzt ein Zeichen gegen die konsumorientierte Überflussgesellschaft. Während die Werbeangebote "3 zum Preis für 2" nicht mehr von Interesse sind, genießt man dafür vielleicht umso mehr den von Oma geerbten Lesesessel.
- Bewusst leben
In einem Tiny House lebt man einfacher und dadurch bewusster. Man ist weniger abgelenkt von dem vielen "Zeug" um einen herum und kann sich auf die Sachen konzentrieren, die einem wirklich wichtig sind. Für mich sind das sicher keine materielle Dinge, sondern wertvolle Zeit, die ich mit meiner Familie verbringe und in die Verwirklichung meiner Träume stecke.
Soweit zu meinen 10 Gründe für die Anziehungskraft von Tiny Houses. Natürlich gibt es zu diesem Thema noch viel mehr zu sagen. Ihr dürft euch deshalb darauf freuen, hier bald wieder neue Informationen zu finden.
Bis dahin,
Eure Madeleine
Was findest du faszinierend an Tiny Houses? Hinterlasse gerne deinen Kommentar direkt hier!
Liebe Madeleine, ich hätte eine Anmerkung zu Punkt 6. Meine Überlegung ging zunächst auch reflexartig zu der Variante, das Tiny auf Räder zu setzen. Als ich mich dann aber erkundigt habe, welches Auto ich bräuchte, um die Mobilität tatsächlich zu gewährleisten, bin ich schnell wieder davon abgerückt. Es würde nämlich bedeuten, dass ich mir einen ökologisch fragwürdigen SUV kaufen müsste und ich schon wirklich viel unterwegs sein müsste, damit sich das rechnet. Also für alle, die eher einen festen Platz suchen und nur alle paar Jahre den Standort wechseln, macht ökologisch vielleicht doch eher der Bau auf einer Wechselbrücke Sinn.
Beste Grüße, Ina
Liebe Ina, vielen Dank für Deinen Kommentar! Du hast vollkommen Recht. Viele denken gar nicht mehr darüber nach, ob ein mobiles Tiny House für Ihre Zwecke überhaupt Sinn macht. Ganz nach dem Motto, na das machen doch alle so! Oder: Sind Tiny Houses nicht immer mobil?! Nein sind sie nicht 🙂 Wenn es doch ein mobiles Tiny House sein soll, dann könnte man sich aber im Falle des Umzugs ja auch einmal so ein großes Auto ausleihen. Mit einem Transporter, wie dem großen VW Sprinter, kann man ein 3,5 t Tiny übrigens auch ziehen. Viele Grüße, Madeleine
Pingback: Gründe für ein Tiny Guest House – Tiny Guest House
Hallo….
Ich bewundere all die es schaffen sich von ihren hab und gut zu trennen und sich auf das wichtigste zu beschränken….
Ich selber bevorzuge dan doch lieber ein Festes „Tiny House“ um mobil zu sein könnte man auf einen Wohnwagen zurück greifen, der hst auch meist alles drin.
Was ich noch nicht gefunden habe eie macht ihr es mit dem TÜV…. der Anhänger muß ja auch Regelmäßig geprüft werden….
Gruss
Hallo. Liebe Grüße von einer deutschen Tiny Haus Enthusiastin in Amerika. Ich freu mich deine Seite gefunden zu haben. Würd mir gern Deinen Podcast anhören aber es fragt nach einem Passwort?
Liebe Grüße aus Kalifornien (via Dresden)
Ina
Liebe Ina, schön, dass du mich gefunden hast 🙂 Trag dich in den Newsletter ein, dann bekommst du das Passwort für den Podcast zugeschickt. Viele Grüße aus Innsbruck
Hallo Madeleine,
was läuft an der Tiny-Front?
Nun sind ja schon über 2 Jahre vergangen.
Was hast du umgesetzt, und wie?
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Hallo Robert,
da läuft so einiges an der Tiny House Front 🙂 Mein Tiny House ist fertig gebaut und ich berate heute hauptberuflich andere darin, wie sie auch ihre Tiny House Träume umsetzen. Schau mal auf http://www.IndiViva.de vorbei oder der gleichnamigen Facebook-Seite vorbei.
Liebe Grüße
Madeleine
Recherchiere gerade zu dem Thema und Dein Beitrag entspricht zu 100% meinen Punkten. Da kann ich mir den Artikel auch sparen und verweise lieber auf Dich ;).
Na dann, gern geschehen!
Liebe Madeleine,
ich habe schon seit vielen Jahren mit meinem Mann Urlaub in einem Tiny House gemacht und schreibe beruflich Blogbeiträge über Tiny Houses. Ich bin per Zufall auf deinen Blogbeitrag gestoßen und stimme dir im Großen und Ganzen zu. Allerdings hätte ich ein paar Fragen. In Punkt 2 sagst du, dass man ein Tiny House mit natürlichen Dämmstoffen wie Schafswolle dämmen kann. Allerdings dämmt Schafswolle doch viel zu ineffizient, weswegen man entweder so viel Schafswolle benutzen muss, dass die Wände so dick werden, dass das Tiny House ziemlich schwer wird oder dass man noch mehr von den sowieso schon zu knappen Wohnraum einbüßt und für die dicken Wände aufopfert. Außerdem hätte ich noch eine Frage zu dem 6 Punkt Mobilität. Dort sagst du nämlich, dass so bald man Lust auf eine neue Umgebung hat man einfach Umziehen könnte, allerdindgs gestaltet sich dies doch viel schwiriger, da man doch erstmal das Grundschtück und die dazugehörigen Genehmigungen braucht. In Punkt 4 sagst du auch noch, dass man in einem Tiny House weniger Putzen müsse, da der Wohnraum ja viel kleiner ist, allerdings erlebe ich das ganz anders, nämlich müssen ich und mein Mann in unseren Tiny House sehr viel öfters putzen, als in unseren ‚‚normalen“ Wohnhaus, da es keinen Flur oder sonstiges gibt und der ganze Dreck, der von draußen nach drinnen geholt wird somit sofort in der Küche, am Bett etc. ist.
Dieser Kommentar soll auf keinen Fall aufdringlich oder sonstiges sein, allerdings würde es mich sehr interessieren, wie du diese Probleme gelöst hast oder vielleich sogar garnicht erst auf sie gestoßen bist.🙂
liebe Grüße
Julia Neuhaus