Tiny House Design - womit fang ich bloß an?
Am Anfang steht in der Regel ein weißes Blatt. Um beim Tiny House Design nichts zu vergessen und allen Details die nötige Aufmerksamkeit zu widmen, ist es wichtig sich ein paar Gedanken zu machen. In der Folge beschreibe ich 3 Strategien, die mir beim Prozess des Designs meines Tiny Houses geholfen haben. Ein gutes Design ist bei einem Tiny Houses viel wichtiger als bei einem großen Haus, denn es muss kompakte und sehr effiziente Lösungen bieten. Fehler im Design verschlechtern den Wohnalltag unmittelbar.
1. Ehrlichkeit im Entscheidungprozess:
Zu Beginn sind viele Entscheidungen zu treffen und diese bedingen sich auch noch gegenseitig. Hat man sich beispielsweise einmal für einen großen Kühlschrank entscheiden, fällt dadurch Küchenarbeitsfläche weg, die man im Tiny House nicht mal so schnell wieder gewinnt. Es sind unzählige Entscheidungen zu treffen, also beginnt man am besten damit ehrlich in sich hineinzuhören:
- Was will ich unbedingt?
- Was ist mir nicht so wichtig?
- Worauf kann ich verzichten
Diese Fragen sind zentral um das Tiny House Deiner Träume zu kreieren, aber bringen Dich gleichzeitig nur dann weiter, wenn Du sie ehrlich beantwortest. Am besten machst Du (zusammen mit den anderen künftigen Bewohnern des Hauses) eine Liste mit Dingen, die Du den 3 Kategorien zuordnest.
Dann stellst Dir so genau wie möglich vor, wie Du in Deinem Tiny House lebst. Versuch es Dir mit allen Sinnen auszumalen, wie dieser Raum, diese Aufteilung aussähe, sich anfühlen oder sogar riechen würde. Wie häufig würdest Du diesen Bereich oder jenen Gegenstand nutzen? Wie schön, praktisch und sinnvoll, wäre die Nutzung? Dieses Spiel machst Du dann immer mal wieder, am besten über einen längeren Zeitraum. Es werden sich Wünsche verschieben und ändern.
Dieser Entscheidungsprozess ist sehr wichtig denn noch sind keine Pläne gezeichnet, kein Anhänger gekauft, keine Hölzer gesägt und keine Fenster bestellt. Jetzt gilt es zu entscheiden, wieviel Platz Du wirklich zum Kochen oder für Deine Modelleisenbahn respektive Yogaübungen brauchst, welcher Zugang zum Loft und wieviel Kopfraum zum Schlafen Dir wichtig ist.
Zieh auch Bilanz von den Dingen, die Du mit ins Tiny House bringen willst. Angefangen von den (tierischen) Bewohnern, über Haushaltsgegenstände, Utensilien für Hobbies, Kleidung, etc. Für all diese Dinge muss ein eigner Platz gefunden werden. Zu viel Zeug im Tiny House zu haben, wird den Raum beengt wirken lassen. Es gilt also so viel physischen Ballast wie möglich abzuwerfen und dann das Tiny House so zu planen, dass die Gegenstände, die Du wirklich mitnehmen willst, sich gut einpassen. Dazu ist es hilfreich eine zweite, detaillierte Liste mit all den Dingen zu machen die man besitzt.
2. Beginne mit einem weißen Blatt Papier:
Es gibt unzählige Tiny House Designs da draußen. Du kennst sicher schon einige davon. Tiny Houses sind was ihr Name sagt, klein, wirklich klein. Um ein Leben im Tiny House angenehm zu machen ist es wichtig, dass das Design des Tiny Houses ganz individuell auf die Bedürfnisse seiner Bewohner abgestimmt ist.
Es ist recht unwahrscheinlich, dass das Design von jemand anderem genau zu Dir passt. Daher empfehle ich die Übung von oben zu machen und dann erst einmal selbst anzufangen zu zeichnen. Dadurch bist du auch nicht so stark von anderen Ideen beeinflusst und kannst Deiner Fantasie freien Raum lassen. Dein Tiny House muss zu 100% zu dir passen, es gibt keinen Platz für Kompromisse!
Wenn Du nach diesem Prozess feststellst, dass das Design von jemand anderem (fast) genau zu Deinen Vorstellungen passt, kannst du auch ein fertiges Design verwenden und es etwas anpassen. Aber Vorsicht, das Design was du dir ausgesucht hast, ist im besten Falle gut durchdacht. Wenn du an einer Stelle etwas veränderst, hat das u.U. Auswirkungen auf alles andere.
Änderst du die Position der Dusche werden sich die Leitungswege der Haustechnik verändern. Wenn du von einer U- auf eine L-Küchenform wechselst und die Wandschränke von einer auf die andere Seite veränderst, hat das große Auswirkungen auf die Gewichtsverteilung und so weiter. Bevor du das also machst, sei dir sicher, dass du das originale Design verstanden hast und mach dir klar, welche Auswirkungen Deine Änderungen haben und stell sicher, dass eine "Verbesserung" an einer Stelle, nicht eine Verschlechterung an einer anderen Stelle nach sich zieht.
3. Such dir eine adäquate Design-Software:
Es gibt unzählige Design-Softwares, die helfen Handzeichnungen in 3-D Modelle zu überführen. Dazu gehören AutoCAD, ArchiCAD, Vectorworks, 3ds Max, Cinema 4D, Wings 3D, Sweet Home 3D, und Ahsampoo Home Designer oder Sweet Home 3D. Die ersteren sind professionelle Programme und ziemlich teuer. Ganz ehrlich, ich hab mit dem IKEA Küchenplaner angefangen! Den versteht man schon nach 15 min wodurch die 3-D Planung sofort Spaß macht (Achtung, nur an freien Tagen damit beginnen - Suchtfaktor!).
Unter Tiny House Selbstbauern am beliebtesten ist SketchUp. Das liegt zum einen daran, dass man mit der kostenlosen Version sehr weit kommt und dass es andererseits online viele Video Anleitungen gibt (allerdings die Meisten auf Englisch). Je nach Vorkenntnissen bedarf es einige Tage oder Wochen sich mit dem Programm vertraut zu machen.
Das tolle an einem dreidimensionalen Modell ist, dass man dadurch ein besseres Gefühl für die Dimensionen des Raums bekommt. Außerdem kann man einzelne Elemente wie beispielsweise die Räder mit Radkästen oder die einzelnen Wandschichten im Detail aufbauen (nicht beim IKEA Küchenplaner) und auch in Farbe und Struktur unterschiedlich darstellen.
SketchUp ermöglicht zudem sich mit einer Person durch das Gebäude zu bewegen, so dass sich relativ gut feststellen lässt wenn etwas zu eng ausgelegt ist. Ein 3-D Modell hilft daher bei der Detaillierung und Verbesserung des eigenen Designs. Das Tutorial, mit welchem ich im Moment die ersten Schritte in SketchUp mache, ist dieses.
Ich wünsche ich Dir ganz viel Spaß mit Deinem Tiny House Design. Denk dran, im Mittelpunkt steht die Frage, was Dir wirklich wichtig ist!
Viele sonnige Grüße aus dem Rheinland und ein schönes Wochenende,
Deine Madeleine
Liebe Madeleine,
Es ist so wichtig zu merken was wir brauchen. Vor zwei Jahren hätten wir uns nie vorstellen können ohne Backofen zu leben. Jetzt haben wir schon sicher ein Jahr keinen mehr und vermissen ihn nicht. In der neuen Wohnung haben wir auch keine 4 Cerankochfelder mehr, sondern nur noch zwei die einfach an den Strom angeschlossen werden. Funktioniert super. Unser Kühlschrank ist definitiv zu groß, wir könnten einfach mit einem viel kleinerem leben. Mit der Zeit relativiert sich viel und werden unsere Bedürfnisse deutlicher. Okay ich liebe Klamotten, obwohl ich viel weniger habe als der Durchschnitt und Joost Fahrräder… Viele liebe Grüße und viel Glück beim bauen, Maren
Liebe Maren,
du hast so Recht! Wir hatten früher auch einen großen Kühlschrank und nach 2 Jahren mit einem kleinen (der unter die Arbeitsfläche passt), weiß ich, dass wir den großen gar nicht WIRKLICH gebraucht haben.
Fürs Kochfeld + den Ofen frage ich mich nun das gleiche. Ich musste noch nie mit 2 Kochfeldern auskommen. Kochen, auch für Gäste, ist mir aber sehr wichtig. Wie empfindest du das, kocht ihr viel?
Beim Ofen wäre die geniale OMNIA Backform vielleicht eine Lösung. Man kann mit ihr auf dem Gasfeld (auch beim Campen) backen!
Muss ich unbedingt bald ausprobieren: Link
Freecad kann auch eine Alternative sein: https://www.freecadweb.org/
Oder auch das berühmte Inkscape: https://inkscape.org/de/
Ziemlich weit kommt man auch mit den Draw-Teil von Libreoffice: http://de.libreoffice.org/discover/draw/
Vielen Dank Holger!! Kennst du die Programme genauer? Was sind jeweils die Vor-/Nahteile fürs Tiny House Design?